EINE UNGEPLANTE HAUSGEBURT

…Ich würd,s jederzeit wieder tun….

Ich, Tochter eines Mediziners, bodenständig und realistisch, erkläre meinem Mann, dass wir zur Geburtsvorbereitung einen Hypnobirthing-Kurs machen werden. Skepsis ist kein Ausdruck! Und doch war es wundervoll zu erfahren, dass trotz vorsichtig geäusserter Bedenken aus der Familie mein Wunsch im Geburtshaus zu gebären akzeptiert, ja vielleicht sogar ein bisschen bewundert wurde.
Die Geburtsvorbereitung selbst war für mich perfekt. Keine „Betriebsanleitung“, kein Handbuch, kein „best practise manual“ sondern Gedankenanstösse und ein Erleben der eigenen Gefühlswelt, Bedürfnisse und auch Ängste und Sorgen. Dadurch dass mein Mann mit dabei war (mehr oder weniger, oft weniger) kamen doch die einen oder anderen Gespräche auch zu Hause zustande. Ich glaube, unsere Beziehung hat auch enorm davon profitiert.
Die Geburt selbst war – bombastisch? Spektakulär? Ja, vielleicht schon. Aber auch selbstverständlich, natürlich – das freundliche Nicken und wissende Zwinkern der grossen Göttin an ein neues Mitglied im „Club Mom“.
Es begann schon am Morgen, 11 Tage vor dem errechneten Termin, als meine liebe Hebamme keinen weiteren Kontrolltermin mit mir abmachen wollte. Oh je – dann mal lieber los! Kaum zu Hause drängte ich meinen Mann, mit mir noch ein bisschen Proviant für das Geburtshaus zu kaufen. Schliesslich dauert so eine Geburt im Schnitt 12 Stunden beim ersten Mal, und wir sind beide unerträglich wenn wir Hunger haben.
Anfang Nachmittag fingen dann Mens-artige Schmerzen an. Mein Mann drängte mich schon bald, die Hebamme anzurufen und gegen halb drei und nach einem Bad welches die Wellen nicht veränderte, rief ich an. Sie richte sich ein auf den Abend, und bis dahin sollten wir uns entspannen. Wie gesagt, erste Geburt, 12 Stunden, nicht wahr.
So liege ich gemütlich zu Hause im Bett, mein Mann mit iPhone in der Hand und „Wehen App“ aktiv daneben. Irgendwie geht nun doch was, vielleicht geht es wirklich los und es sind nicht nur Senkwehen? Er erinnert mich daran, dass ich doch mal die Hypnose-CD einlegen soll. Gute Idee, da war doch was!
Der Nachmittag plätschert so dahin, die Wellen werden stärker. Wie stark, fragt mich mein Mann. Die Wehen-App will es wissen. Sehr leicht, leicht, mittel, stark, sehr stark? Ja was weiss ich – sagen wir mal leicht. Es wird bestimmt noch schlimmer. Wie gesagt, so eine Geburt dauert ja länger, und es war erst 17.00h.
Die Schlafatmung ist eine Technik, die wir im Kurs erlernt haben und mir ziemlich leicht fiel. So konnte ich mich zwischen den Wellen wunderbar entspannen und hatte überhaupt keinen Stress oder das Bedürfnis, irgendetwas an der Situation zu ändern. Es war wie es war, und es war gut so. Auch meine persönliche Hypnose die ich mit Raphaela zusammen erarbeitet hatte, kam zum Einsatz und hat mir sehr geholfen.
Irgendwann reichte „atmen“ aber schon nicht mehr, die Wellen kamen in immer kürzeren Abständen und mein Mann drängt mich, die Hebamme anzurufen. ‚Nach der nächsten Welle‘ sage ich, immer wieder. Entspannte mich mit der Schlafatmung, versetzte mich in Hypnose…
Doch dann ging es schnell – Minuten nachdem ich die Hebamme dann doch nochmals anrufe, platzt die Fruchtblase und es geht so richtig los. Nur 15 Minuten später ist sie auch schon da, bestätigt dass ich voll offen bin – tja und jetzt?
Mein Mann war der einzige, der nicht sofort wusste dass es eine Hausgeburt werden würde. Die Hebamme und ich waren uns ohne Worte einig. Sie hat dann routiniert und bestimmt die richtigen Schritte in die Wege geleitet und auch wunderbarerweise meinen Mann mit Aufgaben involviert. So waren alle im Haus für mich da.
Kurz nach 18 Uhr war unser Sohnemann da, geboren im Hause seiner Urgrosseltern, nach nur knapp 4 Stunden Geburtsverlauf. Ein wunderbares Erlebnis, das ich gleichzeitig so gerne erzähle und mich doch immer wieder sprachlos macht.