DEM BISHERIGEN ETWAS ENTGEGENSETZEN

Die Geburt war für uns ein tiefes, kraftvolles Ereignis, an das ich gern zurückdenke.Ich wünsche, dass viele Frauen sich, ihrem Instinkt und ihrer Kraft gebären zu können vertrauen!
Während der Schwangerschaft fiel mir ein Buch über „HypnoBirthing“ in die Hände. Der ganzheitliche Ansatz, der Frauen ermutigt auf ihre natürliche Gebährfähigkeit zu vertrauen und mit Visualisierung und Selbsthypnose Entspannung in den Geburtsprozess bringt, war genau das Richtige für mich und das Geburtshaus war für eine solche Herangehensweise genau der richtige Ort!
Als ich die Räumlichkeiten das erste Mal sah, wusste ich, dass ich mich hier „wie zu Hause“ fühlen konnte. Für mich war das ein wichtiger Aspekt, denn nur in einer vertrauten Umgebung kann ich mich und damit auch mein Körper sich öffnen. Die Vorstellung von hellen Neonröhren (gut die werden in den Krankenhäusern auch abgeschafft…), aber auch Schichtwechsel der Hebammen, Ärzte, die hereinkommen, Verkabelung während der Geburt, häufige Vaginaluntersuchungen und vor allem die schulmedizinische Einstellung „den Geburtprozess voran zu bringen“ sind für mich Dinge, denen ich lieber aus dem Weg gehen wollte. Auch die Vorstellung, zwar in eine Geburtswanne zu dürfen, für die eigentliche Geburt dort aber wieder heraus zu müssen, war für mich äußerst unangenehm.
Ich wollte einen Ort, an dem ich mich fallen lassen konnte, ohne auf die Umsetzung meiner Geburtswünsche achten zu müssen – eben selber bestimmen zu können und meinen aktuellen Bedürfnissen auch nachgehen zu können.

Unser Geburtstermin war am 17.06. Wir hatten an diesem Tag bei unserem neuen Frauenarzt einen Termin vereinbart. (Kurz zuvor hatten wir tatsächlich noch mal den Arzt gewechselt, da die vorherige uns deutlichst vom Geburtshaus abgeraten hatte…)
Es ging es mir wunderbar. Es arbeitete, aber ich war mir nicht sicher, ob das, was ich fühlte, Übungswehen waren oder es schon losging. So ging ich mit meinem Mann essen, spazieren und eine Freundin besuchen.
Abends während der Entspannungsübung, dachte ich schon, so könnte es sein, wenn es losgeht, zog es dann aber vor, noch einen Film zu schauen.

Als wir uns dann zum Schlafen hinlegten, waren schon regelmäßig Wehen. Ich atmete und so hatte ich keinerlei Schmerzen. Gegen Mitternacht veränderte sich mein Gefühl und ich dachte, dass ich doch Hilfe bräuchte. Und tatsächlich waren die Wehen nur noch drei Minuten auseinander und mein Mann war nun doch etwas aufgeregt, ob wir die 20 Minuten Anreise ins Geburtshaus nach Idstein schaffen würden, denn ich wollte eigentlich nicht mehr aus dem Bett heraus…
Es gab auch einen kurzen Gedanken wie „Gehen wir doch ins Krankenhaus und ich lasse mir eine PDA legen????“Aber der war glücklicherweise sehr kurz und stellte auch keine ernsthafte Alternative für mich da.

Wir kamen gut an und es ging auch gleich weiter in die Wanne, denn der Muttermund war komplett geöffnet und meine Hebamme sagte so schön „…Sonst schaffst du es nicht mehr in die Wanne hineinzusteigen, wenn du noch wartest…“.
Mein Mann kam gleich mit. Ich war viel weiter im Geburtsprozess, als ich es vermutet hatte, kein Wunder, dass ich das Gefühl hatte Hilfe zu benötigen und es war klar, dass es nun kein zurück mehr gab.Dann ging alles sehr schnell. Die beiden Hebammen haben mich durch kleine Hinweise super unterstützt, uns aber ansonsten machen lassen. Das habe ich als sehr hilfreich empfunden. Zu wissen, dass jemand da ist, aber dennoch die Freiheit zu haben, dem Körper zu folgen.

Innerhalb von einer Stunde, um 2.07 Uhr, ist dann unser Schatz auf dieser Erde angekommen! Es war so wundervoll, dieses kleine Menschlein auf dem Arm zu haben, dass mir gerade wieder die Tränen kommen… Und wir hatten Zeit!! Zeit uns ins Ruhe zu betrachten, das neue Einssein wahrzunehmen und uns ein bisschen kennen zu lernen.

Nie würde ich das wieder hergeben! Etwas wackelig auf den Beinen, aber überglücklich fuhren wir am Morgen nach Hause. Die Welt war übrigens ganz anders als vorher: die Bäume waren grüner, die Luft klarer und die Vögel sangen schöner… 
Und ich war so froh, in meinem eigenen Bett schlafen zu können!Ich bin sehr dankbar, dass die Geburt für uns so ein positives Erlebnis war! und ich glaube auch Noam geht es gut damit! Er hatte übrigens ein Händchen am Kopf und eine Glückshaube auf dem Kopf…

Kendra, dank dir für den Kurs und deine Begleitung! Es ist echt so wertvoll dem bisherigen Geburtsverläufen etwas anderes entgegenzusetzten!!

Esther